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Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege des Landes Nordrhein-Westfalen e. V. | Detail

"Wir können uns Armut nicht leisten!"

Wohlfahrtsverbände in NRW warnen vor Einschnitten im Sozial- und Bildungshaushalt

Düsseldorf, 5.9.2012. Anlässlich der Veröffentlichung des Landesozialberichtes weisen die Wohlfahrtsverbände auf die nach wie vor erschreckend hohe Armut in NRW und die Situation der Betroffenen hin. Insbesondere angesichts der Verfestigung von Armut, der überdurchschnittlichen Betroffenheit von Frauen und Kindern sowie des sich abzeichnenden Problems der Altersarmut sehen die Wohlfahrtsverbände dringenden Handlungsbedarf und fordern weitere Initiativen auf Landes- und Bundesebene. Gleichzeitig warnen die Verbände die Landesregierung vor Kürzungen im Sozial- und Bildungshaushalt.

»Wir können uns Armut nicht leisten«, sagt Hermann Zaum, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege NRW. »Es geht um Menschenwürde, es geht um den Zusammenhalt unserer demokratischen Gesellschaft und es geht um die Zukunftsfähigkeit unserer Volkswirtschaft. Menschenwürde setzt Teilhabe und Respekt voraus. Wenn ganze Stadtteile abgehängt werden, gefährdet das unsere Demokratie. Und wenn wir zulassen, dass junge Menschen ohne Schul- oder Berufsabschluss bleiben, dann setzen wir die Zukunftsfähigkeit unserer Volkswirtschaft aufs Spiel.«

Etwa jeder siebte Einwohner von NRW ist arm, das sind 2,6 Millionen Menschen. Rund 1,6 Millionen Menschen beziehen staatliche Unterstützung im Rahmen der Grundsicherung (Hartz IV). Angesichts der konstant hohen Anzahl von Kindern in Armut und der ansteigenden Altersarmut resümiert Dr. Frank Johannes Hensel, Vorsitzender des Arbeitsausschusses Armut und Sozialberichterstattung der Freien Wohlfahrtspflege NRW: »Es geschieht zwar das eine oder andere, aber die Wucht, die die Armutsbekämpfung braucht und verdient, wurde nicht entfaltet.« Er fordert deshalb ein Mehr an Engagement und Leistungen für Kinder und Jugendliche im Rahmen der Lernförderung und der Unterstützung von Familien durch »Frühe Hilfen«.

Im vorliegenden Sozialbericht sehen die Wohlfahrtsverbände eine gute Grundlage für eine vorausschauende Sozial-, Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik. Die Ankündigung aus der Mehrheitsfraktion jedoch, im kommenden Jahr strukturelle Einschnitte im Landeshaushalt vorzunehmen, sehen die Wohlfahrtsverbände mit Sorge. Hermann Zaum: »Wenn es die Landesregierung ernst meint mit der Armutsbekämpfung, dann ist im Sozial- und Bildungshaushalt und vor allem bei den Kindern und Jugendlichen nicht zu sparen!«

Hintergrund:
Was das Leben in Armut für die Betroffenen selbst bedeutet, ist eher Teil des Boulevards als einer ernsthaften öffentlichen Diskussion. Dem will die Freie Wohlfahrtspflege NRW etwas entgegensetzen und »Armen eine Stimme geben«. Unter diesem Titel hat die Freie Wohlfahrtspflege erstmals 2007 und aktuell 2012 erneut die Perspektive von Menschen in der Grundsicherung im Rahmen eines eigenen Kapitels in den Sozialbericht des Landes NRW eingebracht. Der aktuelle Beitrag ist auch als Broschüre erschienen. Darüber hinaus sind fünf jeweils rund 3-minütige authentische Filme mit Betroffenen entstanden. Alle Materialien sind auf der Homepage der Freien Wohlfahrtspflege www.freiewohlfahrtspflege-nrw.de abrufbar — oder können über die Pressestelle bestellt werden.