Familien sind massiv überfordert durch Home-Office, Home-Schooling oder geschlossene Kitas, arme Menschen werden durch die rasante Digitalisierung weiter abgehängt und Einsamkeit nimmt zu: Je länger die Corona-Pandemie andauert, desto deutlicher treten neben den wirtschaftlichen auch soziale und psychische Folgen hervor. „Hier ist die Politik gefragt, sie muss dringend gegensteuern. Unter anderem ist eine finanzielle und gesellschaftliche Aufwertung von systemrelevanten Berufen in der Pflege, den Kitas oder dem Dienstleistungssektor mehr als überfällig. Klatschen alleine hilft niemandem. Hier müssen endlich Taten folgen,“ so Woltering. Gleiches gelte für die menschenunwürdige Situation in Landesunterkünften für Geflüchtete oder das erhöhte Risiko häuslicher Gewalt für Frauen, Kinder und Jugendliche in prekären Lebensverhältnissen.
„Wir sind mit unseren Einrichtungen, Diensten und Initiativen der Freien Wohlfahrtspflege im Dauereinsatz für ein soziales NRW – gerade in den letzten zwei Jahren auch über die Belastungsgrenze hinaus. Jetzt brauchen wir die Politik an unserer Seite“, so Woltering. „Wir müssen uns nicht nur mit den gesundheitlichen oder wirtschaftlichen Folgen von Corona auseinandersetzen, sondern auch mit den sozialen. Wir dürfen die Risse nicht zu groß werden und den sozialen Kitt, der alles zusammenhält, nicht austrocknen lassen.“
Dort wo es zu Verwerfungen kommt, wo Entwicklungen in die falsche Richtung zu gehen drohen, wo die Probleme der Gesellschaft an die Oberfläche treten, da sind es auch und gerade soziale Organisationen, die wie ein Frühwarnsystem wirken und gleichzeitig schon versuchen, die ersten Risse zu kitten. „Fast zwei Jahre Pandemie und ein halbes Jahr Flut. Und daneben der Alltag mit Stellungnahmen, Fachtagungen oder Terminen mit Ministerien“, blickt Dr. Frank Johannes Hensel, Direktor des Diözesan-Caritasverbandes für das Erzbistum Köln auf die vergangenen zwei Jahre seines Vorsitzes der Freien Wohlfahrtspflege NRW zurück. „Ohne die gute Zusammenarbeit der Verbände und der Ausschüsse in unserer Arbeitsgemeinschaft wäre all dies nicht leistbar gewesen. Allen hierfür ein besonderer und herzlicher Dank!“
Zum Jahreswechsel übergab Dr. Frank Johannes Hensel den Vorsitz an Christian Woltering. Der Diplom-Sozialwirt ist seit 2017 Landesgeschäftsführer des Paritätischen NRW. Zuvor arbeitete er beim Göttinger Institut für Demokratieforschung und dem Paritätischen Gesamtverband.