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Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege des Landes Nordrhein-Westfalen e. V. | Detail

Menschen mit Migrationshintergrund haben es auf dem deutschen Arbeitsmarkt schwer.

Der aktuelle Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW zeigt, die Integration von Migrantinnen und Migranten in den deutschen Arbeitsmarkt weist erhebliche Defizite auf. Wenn wir die künftigen Herausforderungen meistern wollen, muss die Politik jetzt handeln.

In NRW hat jeder 4. Einwohner einen Migrationshintergrund. Mit einem Anteil von 47 % an  der Gesamtzahl der Arbeitslosen sind sie jedoch wesentlich stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als Nichtmigranten.

Die Zahlen des Arbeitslosenreports 1/2016 belegen, dass die Integration von Migrantinnen und Migranten in den deutschen Arbeitsmarkt trotz guter Konjunktur in den letzten Jahren nicht  gut gelungen ist.

Grund dafür sind vielfach fehlende Berufsabschlüsse bei Migrantinnen und Migranten. Auch die fehlende Anerkennung im Ausland erworbener Berufsabschlüsse  bedeutet für Migrantinnen und Migranten auf dem abschlussorientierten deutschen Arbeitsmarkt große Probleme und sind mit ein Grund, dass jeder dritte Migrant in NRW dazu gezwungen ist, in atypischen oder prekären Beschäftigungsverhältnissen zu arbeiten. Bei den Nichtmigranten gilt dies nur für fast jeden vierten.

Für die Freie Wohlfahrtspflege NRW sind dies die Auswirkungen einer verfehlten Einwanderungs- und Arbeitsmarktpolitik und damit politisch zu verantworten. Gerade im Hinblick auf die anstehende Integration der überwiegend jungen Geflüchteten plädiert sie dafür, in Zukunft der Qualifizierung Vorrang vor einer raschen Erwerbsintegration in Einfacharbeitsplätze im Niedriglohnsektor zu geben, damit mittel- und langfristig gesellschaftliche Teilhabe und Existenzsicherung ohne aufstockende Leistungen nach dem SGB II gelingt. Neben der Sprachförderung müssen dazu die Berufsorientierung und Berufsvorbereitung intensiviert werden.

Andreas Johnsen, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege NRW fordert: „Wir müssen heute dringend aus alten Fehlern lernen! Damit die Integration in den Arbeitsmarkt künftig besser gelingt, brauchen wir längerfristige, vernetzte und aufeinander aufbauende Förderstrategien. Unkoordinierte, viel zu kurz befristete Einzelmaßnahmen ohne direkte Anschlussperspektiven, sind weder für Geflüchtete, noch für  Langzeitarbeitslose ohne und mit Migrationshintergrund hilfreich.“

Besonders wirksam für die Arbeitsmarktintegration von Migrantinnen und Migranten sind Maßnahmen zur Heranführung an den Arbeitsmarkt, die zügig nach der Ankunft in Deutschland starten und Angebote zur Sprachförderung systematisch mit Möglichkeiten der beruflichen Qualifizierung und Neuorientierung verbinden.

Doch nicht alles kann schon in der ersten Generation erreicht werden. Je engagierter Bildung und Ausbildung der zweiten Generation von Migrantinnen und Migranten gefördert werden, desto besser sind deren Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Auch das signalisieren die Zahlen aus dem Arbeitslosenreport.

 

Hintergrund:
Die Wohlfahrtsverbände in NRW veröffentlichen mehrmals jährlich den „Arbeitslosenreport NRW“. Darin enthalten sind aktuelle Zahlen und Analysen für Nordrhein-Westfalen; Basis sind Daten der offiziellen Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Jede Ausgabe widmet sich einem Schwerpunktthema. Hinzu kommen Kennzahlen zu Unterbeschäftigung, Langzeitarbeitslosigkeit und SBGII-Hilfequoten, um längerfristige Entwicklungen sichtbar zu machen. Der Arbeitslosenreport NRW sowie übersichtliche Datenblätter mit regionalen Zahlen können im Internet unter www.arbeitslosenreport-nrw.de heruntergeladen werden. Der Arbeitslosenreport NRW ist ein Kooperationsprojekt der Freien Wohlfahrtspflege NRW mit dem Institut für Sozialpolitik und Arbeitsmarktforschung (ISAM) der Hochschule Koblenz. Ziel der regelmäßigen Veröffentlichung ist es, den öffentlichen Fokus auf das Thema Arbeitslosigkeit als wesentliche Ursache von Armut und sozialer Ausgrenzung zu lenken, die offizielle Arbeitsmarkt-Berichterstattung kritisch zu hinterfragen und dabei insbesondere die Situation in Nordrhein-Westfalen zu beleuchten.