Düsseldorf, 15.04.2013. Die Wohlfahrtsverbände mit ihren rund 930 ambulanten Pflegediensten in NRW haben heute die landesweite Initiative »Hilfe! Mehr Zeit für Pflege!« gestartet. Damit setzen sie sich für bessere Bedingungen in der häuslichen Krankenpflege und vor allem für mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten ein. Von den Krankenkassen fordern sie ein Ende der bisherigen Blockadehaltung und eine angemessene Vergütung der Pflegeleistungen. In den kommenden zwei Wochen (15.4. -28.4.2013) sind im Rahmen der Initiative mehr als 40 Aktionen in ganz NRW geplant.
»Die Pflegedienste stehen unter enormem Druck, weil ihre Leistungen unzureichend finanziert sind«, sagt Hermann Zaum, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege NRW. Während die Kosten in den Pflegediensten durch höhere Löhne und Sachkosten in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen sind, haben die Krankenkassen die Vergütungssätze für die Leistungen nur minimal erhöht: Von 2002 bis 2012 stiegen die Kosten der Dienste um rund 20%, die Vergütungen der Kassen jedoch gerade mal um rund 7%. Die Lücke von immerhin 13% haben die Dienste versucht, durch Rationalisierungen aufzufangen. Arbeitsverdichtung bei den Pflegekräften, engere Tourenplanung und damit weniger Zeit für die zu pflegenden Menschen sind zwangsläufig die Folge. »Die Ausschöpfung von vermeintlichen Reserven hat längst Grenzen erreicht. Die Unterfinanzierung der Dienste geht zulasten der Menschen und bedroht die Qualität der Pflege«, so Zaum weiter.
Nicht selten müssen in einer vierstündigen Pflegedienst-Tour 16 und mehr Menschen versorgt werden, vor zehn Jahren waren es noch zwei bis drei Menschen weniger. Für das Ausziehen von Kompressionsstrümpfen und die Gabe von Medikamenten hat eine Pflegekraft beispielsweise nur etwa zehn Minuten Zeit. Dabei sind die Anfahrt sowie die umfassenden Schreibarbeiten und die Organisation des Pflegeeinsatzes inbegriffen. Der Pflegedienst kann für diese Leistung 9,12 Euro mit der Krankenkasse abrechnen.
»Wir fordern von den Krankenkassen, dass sie die Vergütungen deutlich anheben. Die seit Jahren in den Vergütungsverhandlungen seitens der Kassen praktizierte Blockade- und Verschleppungstaktik muss endlich ein Ende haben«, sagt Hermann Zaum, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege NRW. »Für eine häusliche Pflege, die sich der Menschenwürde und hohen Qualitätsstandards verpflichtet fühlt, brauchen die Pflegedienste mehr Geld. Denn Geld bedeutet hier Zeit — und die zählt für die Menschen.«
Mehr Informationen zur Initiative und den Aktionen vor Ort: www.hilfe-fuer-pflege.de.