Laut Pflegestatistik des Bundes gibt es in Nordrhein-Westfalen rund 770.000 Pflegebedürftige. Etwa 417.000 von ihnen, also mehr als zwei Drittel, werden von Angehörigen gepflegt. Zum Teil sind es auch „Zugehörige“, die sich um Nachbarn oder Freunde kümmern. Die Pflege eines Angehörigen ist fast immer ein Vollzeitjob. Sie ist mit vielen Einschränkungen für die eigene Lebensführung verbunden. Pflegende Angehörige brauchen gute Beratung, vielfältige Unterstützung und gesellschaftliche Anerkennung.
Christian Heine-Göttelmann, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege Nordrhein-Westfalen, erklärt: „Es wird leicht übersehen, dass die überwiegende Mehrheit von Menschen, die auf pflegerische Hilfen angewiesen sind, von den eigenen Angehörigen zu Hause betreut wird, vor allem von Frauen. Gut ist, dass die Pflegestärkungsgesetze dazu beigetragen haben, dass die pflegenden Angehörigen mehr Unterstützungsleistungen erhalten können. Die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege informieren und beraten die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen. Und sie unterstützen sie ganz praktisch mit vielen hilfreichen und entlastenden Angeboten. So bilden pflegende Angehörige, ambulante Dienste und stationäre Einrichtungen ein abgestimmtes Miteinander der Hilfe.“
Zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf gehört auch, so die Freie Wohlfahrtspflege, die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf. Kurzzeitpflege sowie Tages- und Nachtpflege sollten ausgebaut werden. Beratungsangebote vor Ort sind für pflegende Angehörige ebenso wichtig wie ein leichter Zugang zu Selbsthilfegruppen.
Die Dienste und Einrichtungen der Freien Wohlfahrtspflege in ganz Nordrhein-Westfalen machen viele gute Angebote, um pflegende Angehörige zu entlasten. Beispielhaft für viele andere seien hier einige genannt: Im Landhaus Fernblick in Winterberg bietet die Arbeiterwohlfahrt für pflegende Angehörige in Begleitung ihrer demenzkranken Partner oder Partnerinnen stationäre Vorsorgemaßnahmen an. Die Pflegebedürftigen werden fachlich betreut und die Angehörigen tanken Kraft und Energie für den Pflegealltag daheim. Die Arbeiterwohlfahrt Westliches Westfalen thematisiert insgesamt die belastende Situation der pflegenden Angehörigen verstärkt im Rahmen ihrer Quartiersarbeit. Insbesondere an den Standorten Castrop-Rauxel, Recklinghausen und Schwerte werden Selbsthilfegruppen und Schulungen initiiert.
In Herten setzt die Caritas „Lichtpunkte“ mit ihrer Tagespflege. Dort werden Demenzkranke betreut und damit Angehörige entlastet. Eingebunden sind hier rund 40 Ehrenamtliche. Die Diakoniestationen im Kirchenkreis Herford unterhalten zur Entlastung von pflegenden Angehörigen in dieser eher ländlichen Gegend stationsübergreifend einen Ambulanten Betreuungsdienst. Hier wird der Einsatz von circa 150 aktiven Ehrenamtlichen von zwei Koordinatorinnen geplant. Auch beim örtlichen Pressegespräch zum Tag der Pflege sind die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen beteiligt. Die Diakoniestationen in Dortmund planen die Eröffnung weiterer Tagespflegen. Neben vielen weiteren Hilfen gibt es hier etwa das „Café Atempause“ und die „Auszeit Pflege“. Intensiv arbeiten die Diakoniestationen auch mit den Nachbarschaftsagenturen zusammen.