„Mir fehlen die Worte! Armut besprechbar machen“ – so lautete das Motto der diesjährigen Tagung in den Räumen des Kölner Diözesan-Caritasverbandes. Michaela Hofmann, Referentin für Armutsfragen der Kölner Diözesan-Caritas, sagte: „Armut wird in der Gesellschaft zwar wahrgenommen, aber häufig werden nur Stereotype verwendet. Den Betroffen selbst fehlen Möglichkeiten und Gelegenheiten, sich zu äußern.“
Aber was sind die richtigen Worte? „Das wissen die Betroffenen am besten selbst“, so Hofmann. Das Treffen ist nicht nur eine Art Parlament derjenigen, die am Rande der Gesellschaft stehen, es dient auch als Plattform – um sich etwa über neue Regelungen und Gesetze zu informieren und um mit Politik und Behörden ins Gespräch zu kommen. So nahmen etwa auch die Grünen-Landtagsabgeordnete Jule Wenzel und Vertreter_innen von Jobcentern teil.
Thorsten Prinz war bereits zum dritten Mal dabei. Der 54-Jährige aus Frechen ist gelernter Maurer, krankheitsbedingt aber nicht mehr erwerbsfähig. Er lebt von Bürgergeld. „Ich fühle mich von Politik und Gesellschaft übersehen und übergangen“, sagte er. Er kann nicht verstehen, wie Politiker selbst hohe Diäten beziehen, sich aber nicht genug für Menschen mit wenig Geld einsetzen. Er selbst würde gern wieder einmal in Urlaub fahren, kann es sich aber nicht leisten. Einer aktuellen Statistik zufolge kann sich nicht einmal die Hälfte aller einkommensarmen Haushalte in Deutschland einen einwöchigen Urlaub leisten. Thorsten Prinz habe, so sagt er, nicht einmal Geld für ein Deutschlandticket.
Aus Bremen angereist war Sabrina Fanslau. Die 34-Jährige habe, so erzählte sie, eine „schwierige Beziehung“ hinter sich. „Mein Freund konnte nicht mit Geld umgehen.“ Das trieb das Paar in die Insolvenz, aus der sie sich mühsam wieder herausarbeitet.
Aber wie darüber sprechen? Wie kann man seine Notsituation plausibel machen – vor allem gegenüber der Politik? Jule Wenzel, sozialpolitische Sprecherin der Grünen im NRW-Landtag, zeigte Verständnis: Es gehe in der aktuellen Bürgergeld-Debatte um die richtigen Worte, das gelte auch für die Politik. „Vor allem die Sprache in den sozialen Netzwerken ist psychisch belastend“, so Wenzel.
Neben den falschen oder fehlenden Worten für Armut kritisierten Betroffenen vor allem Einschränkungen in ihrer Mobilität. Sie forderten ein kostenloses Deutschlandticket für alle, die Bürgergeld beziehen. Ein weiteres großes Thema war die schwierige Erreichbarkeit der Jobcenter. Viel zu oft seien deren Mitarbeitende nicht oder nur online zu erreichbar. Handys oder Computer würden für eine Kontaktaufnahme vorausgesetzt, viele Betroffene besitzen derartige Geräte aber gar nicht oder sind – aufgrund von Sprachbarrieren – nicht in der Lage, eine Mail so zu formulieren, dass ihr Anliegen klar wird. „Das A und O ist die persönliche Beratung“, räumte auch ein Jobcenter-Vertreter ein und versprach, sich für einen Verbesserung einzusetzen.
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