„Alle Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz möchten, müssen auch einen bekommen“, fordert Anja Weber, Vorsitzende des DGB NRW. „Das ist unsere klare Erwartung an die schwarz-grüne Landesregierung.“ Derzeit habe fast jeder fünfte junge Mensch in Nordrhein-Westfalen keinen Berufsabschluss. „Das ist nicht nur für die Betroffenen selbst ein Problem, sondern für unsere Gesellschaft insgesamt. Denn diese Frauen und Männer fehlen dann in den Unternehmen, die händeringend Fachkräfte suchen.“ Das Argument, dass es nicht einen Mangel an Ausbildungsplätzen gäbe, sondern an Bewerberinnen und Bewerbern, lasse sie nicht gelten, so Weber: „In manchen Regionen, wie zum Beispiel dem Ruhrgebiet, gibt es nach wie vor kein auswahlfähiges Angebot an Ausbildungsplätzen. Hinzu kommt, dass immer mehr Jugendliche durch das Raster fallen und in der Statistik gar nicht mehr auftauchen.“
„Corona hat dem Ganzen den Rest gegeben: Viele Jugendliche, die es wahrscheinlich geschafft hätten, eine Ausbildung zu beginnen, bleiben aufgrund der schwierigen Lernbedingungen der letzten Jahre auf der Strecke“, warnt Christian Woltering, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege NRW. „Keiner weiß so genau, von wie vielen Jugendlichen wir hier sprechen. Klar ist jedoch: Es werden immer mehr und ihre Zukunft sieht düster aus. Keinen Berufsabschluss zu haben, bedeutet in der Regel ein Leben, das von Aushilfsjobs oder Langzeitarbeitslosigkeit geprägt ist. Da es kaum möglich ist, für die Zukunft vorzusorgen, ist Altersarmut meist vorprogrammiert. Das können und wollen wir nicht hinnehmen, hier muss die Politik dringend gegensteuern.“
„Ganz unabhängig davon, was es für den einzelnen Jugendlichen bedeutet – auch gesellschaftlich betrachtet ist es vollkommen absurd“, so Woltering. „Von der Kita bis zur Pflege: Fachkräfte werden händeringend gesucht. Und wir schauen sehenden Auges zu, wie uns mehr und mehr Jugendliche verloren gehen, die mit ein wenig Unterstützung den Sprung in eine Berufsausbildung geschafft hätten?“ Eine Ausbildungsgarantie könne dazu beitragen, gerade auch benachteiligte junge Menschen schrittweise in eine berufliche Ausbildung zu integrieren. Gute Instrumente wie das EU-geförderte Projekt ‘Kurs auf Ausbildung‘ müssten verstetigt werden, um Jugendlichen langfristig eine Chance zu geben, so die Forderung der Freien Wohlfahrtspflege NRW.
Um die Ausbildung für Unternehmen attraktiver zu machen, fordert der DGB NRW eine gesetzliche Umlagefinanzierung. „Es kann nicht sein, dass nur noch zwanzig Prozent der Betriebe in NRW Ausbildungsplätze anbieten und sich die anderen einen schlanken Fuß machen“, so Anja Weber. „Für uns ist klar: Wer nicht ausbildet, sollte sich zumindest an den Kosten beteiligen. Statt Absichtserklärungen der Arbeitgeberverbände brauchen wir endlich verbindliche Regelungen.“
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