Die Corona-Pandemie zeige, welch gute Arbeit die Suchthilfe vor Ort leiste. Trotz des notwendigen Lockdowns konnte im Frühjahr den meisten Menschen mit Suchtproblemen auch in der Krise geholfen werden. „Anerkennung erreichte uns nicht nur aus den Kommunen, sondern auch aus der Landespolitik“, sagt Hensel. Doch die Refinanzierung bleibe prekär, weil sie eine freiwillige Leistung der Kommunen sei, so Hensel. Deswegen bestünden landesweit erhebliche Unterschiede bei der Versorgungsqualität für Menschen mit Suchtproblemen. „Notwendig sind neben der Suchtberatung auch eine kommunale Suchthilfeplanung, die von Präventionsangeboten für Schulen und Arbeitgeber über Angehörigenberatung und Unterstützung von Kindern aus suchtbelasteten Familien besteht“, sagt Hensel.
Hintergrund: In NRW gibt es 173 Einrichtungen der ambulanten Suchthilfe, die 80.166 Menschen betreuten (Stand 2018). Die Hilfen erreichen Menschen mit eigenen Suchtproblemen (89 %) und Personen aus ihrem sozialen Umfeld (11 %). 90 Prozent der Einrichtungen sind in Trägerschaft der Freien Wohlfahrtspflege.
In Nordrhein-Westfalen gibt es mehr als vier Millionen Suchtkranke. Sie sind vor allem abhängig von Alkohol, Tabak oder Medikamenten. Weniger als ein Prozent der Suchtkranken sind von illegalen Drogen abhängig. Mindestens zwei Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen haben Alkoholprobleme und etwa 400.000 gelten als alkoholabhängig. Rund 100.000 Menschen in Nordrhein-Westfalen weisen ein problematisches oder pathologisches Glücksspielverhalten auf. Mehrere zehntausend Menschen in Nordrhein-Westfalen sind abhängig von illegalen Drogen. (Quelle: MAGS)
In der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege NRW haben sich 16 Spitzenverbände in sechs Verbandsgruppen zusammengeschlossen. Mit ihren Einrichtungen und Diensten bieten sie eine flächendeckende Infrastruktur der Unterstützung für alle, vor allem aber für benachteiligte und hilfebedürftige Menschen an. Ziel der Arbeit der Freien Wohlfahrtspflege NRW ist die Weiterentwicklung der sozialen Arbeit in Nordrhein-Westfalen und die Sicherung bestehender Angebote. Die Freie Wohlfahrtspflege NRW weist auf soziale Missstände hin, initiiert neue soziale Dienste und wirkt an der Sozialgesetzgebung mit.