In nahezu allen Sektoren der Arbeitsgesellschaft wird ein Mangel an Arbeits- bzw. Fachkräften beklagt. Auch im Sozialwesen erfolgen entsprechende Problemmeldungen; seit langem bereits aus den Bereichen Pflege und frühkindliche Bildung, aber zunehmend auch aus anderen Handlungsfeldern und Arbeitsbezügen der sozialen Arbeit, der Pflege und der Bildung. Vielerorts fehlt bei aufsuchenden Diensten der Eingliederungshilfe (EGH), in besonderen Wohnformen, in der Schulbegleitung, in der Frühförderung oder in den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen Personal und es wird immer schwieriger, neue Mitarbeiter*innen zu finden. Über alle Verbandsgruppen hinweg und sowohl in ländlich geprägten Kreisen als auch in den vielen Städten Nordrhein-Westfalens wird von Personalnot gesprochen. Stellen sind teils lange Zeit vakant und der Einsatz von Arbeitskräften externer Dienstleister nimmt deutlich wahrnehmbar zu.
Das führt u.a. dazu, dass Leistungen nicht (mehr) angeboten oder bedarfsgerecht ausgebaut werden können; dementsprechend wachsen Wartelisten und können innovative Projektideen nicht umgesetzt werden.
Zugleich nimmt die Nachfrage nach Leistungen der Eingliederungshilfe absehbar zu:
- Menschen mit Behinderungen werden zunehmend älter und benötigen dadurch über längere Zeiträume Unterstützung durch Assistenzleistungen.
- Gleichzeitig sind die Zugänge in das System der EGH stabil, so dass die absolute Zahl der Leistungsempfänger*innen – soweit derzeit absehbar – kontinuierlich steigt.
- Gemeinsame Erziehung und Bildung von Kindern mit und ohne Behinderungen fordern den Einsatz von qualifiziertem Personal in den sog. Regelsystemen der (frühkindlichen) Bildung. Mit dem Ausbau inklusiver Settings in Kitas und Schulen werden zunehmend personelle Ressourcen der Eingliederungshilfe gebunden.
Gepaart mit der demographischen Entwicklung, der absehbaren Verrentung der „BabyboomerGeneration“ und den parallel ansteigenden Bedarfen anderer Bereiche der Sozialwirtschaft (z.B. Pflege, Kita, OGS) erhöht sich der Druck. Es ist zu erwarten, dass der Personalmangel zunimmt und sich auf hohem Niveau festigt. Auch wenn zeitgleich Positivbeispiele von personell gut besetzten Einrichtungen und Diensten existieren, die über gefestigte Personalstrukturen verfügen und in der Lage sind, neue Mitarbeiter*innen zügig anzuwerben und gut in ihre Teams zu integrieren, nimmt dieser Personalmangel bei einer steigenden Zahl von Leistungserbringern erkennbar zu.