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Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege des Landes Nordrhein-Westfalen e. V. | Detail

Achtsam bleiben – Schutzmaßnahmen hochhalten

Trotz des Vorankommens mit den Impfungen seit Ende Dezember und der Fortschritte beim Schutz der Bewohner und Mitarbeitenden in den Altenhilfeeinrichtungen ereignen sich auch dort immer noch Corona-Ausbrüche. Derzeit geht es darum, weiter achtsam zu bleiben und die Schutzmaßnahmen hochzuhalten.

Zur Situation in den stationären Altenheimen in NRW erklärt Dr. Frank Johannes Hensel, Vorsitzender der LAG Freie Wohlfahrtspflege NRW:

„Alle Kräfte in Altenheimen müssen den bestmöglichen Infektionsschutz gewährleisten und gleichzeitig Pflege und soziale Kontakte zulassen. Man darf die alten Menschen und das Pflegepersonal weder in Zimmern noch in Wohnungen wochenlang einsperren und Besucherinnen und Besucher aussperren. Die tägliche Pflege und das Leben in den Familien geht weiter. Eine Pflegeeinrichtung ist kein gänzlich abzuschottender Raum. Die alten Menschen brauchen Zuwendung und Ansprache und Gesellschaft. Deswegen müssen ja auch Pflegekräfte, Bewohnerinnen und Bewohner und Besucher ständig und regelmäßig getestet werden, um Infektionen frühzeitig zu bemerken und die Weiterverbreitung des Virus zu stoppen. Die Pflegekräfte und die Verantwortlichen in den Altenheimen tun alles Menschenmögliche, um Pflege, Infektionsschutz und Versorgung der ihnen anvertrauten Menschen zu gewährleisten. Leider geht mit den mutierten Virus-Varianten eine nochmal gewachsene Ansteckungsgefahr einher.
Nähe und Kontakt sind zutiefst menschliche Grundbedürfnisse und bei bis zu 70 Prozent kognitiv beeinträchtigten bzw. an Demenz erkrankten Menschen ist es schwierig, sie davon abzuhalten, auf andere zuzugehen oder sie zu umarmen. Auch müssen Besuchende und natürlich die Pflegekräfte kommen und gehen können. Die Risiken durch Mobilität und Begegnung unterschiedlicher Menschen können nicht ausgeblendet werden. Die Impfungen sind aktuell noch immer der vielbesagte Wettlauf mit der Zeit und in Heimen, in denen das Virus schon da ist, wurde nicht gleich zu Beginn geimpft. Wir dürfen aber hoffen, dass sich die Situation in wenigen Wochen deutlich entspannt. Es war richtig, in den Altenheimen zuerst zu impfen.“

Zum Thema Impfbereitschaft des Personals erklärt Dr. Frank Johannes Hensel, Vorsitzender der LAG Freie Wohlfahrtspflege NRW:

„Die Impfbereitschaft beim Personal war schon von Beginn an deutlich vorhanden und ist in den vergangenen Wochen weiter angestiegen. Aktuell geht sie – wie insgesamt in der Bevölkerung – in Richtung 80 Prozent. Viele, die beim ersten Impftermin noch abgewartet haben, lassen sich beim nächsten Impftermin mitimpfen.
Im Grunde war doch die initiale Zurückhaltung in dieser allerersten impfberechtigten Berufsgruppe sehr moderat. Immerhin war der Impfstoff ganz neu.

Die Debatte um eine Impfpflicht für Pflegende ist momentan überflüssig und sogar kontraproduktiv. Bei verbreiteter und anwachsender Impfbereitschaft die Verantwortungsbereitschaft ganzer Berufsgruppen infrage zu stellen und Widerstände zu schüren, ist unklug.“

Zum Umgang der Pflegebedürftigen mit der zunehmend belastenden Situation erklärt Dr. Frank Johannes Hensel, Vorsitzender der LAG Freie Wohlfahrtspflege NRW:

„Gerade alte Menschen erweisen sich als erstaunlich gefestigt und stabil. Manche sagen, sie hätten im Krieg Schlimmes erlebt, so dass sie diese Situation nicht mehr aus der Fassung bringt. Viele sorgen sich mehr um ihre Angehörigen als um sich selbst und halten sie sogar davon ab zu kommen – in der Hoffnung, dass die Pandemie so schneller vorbei geht.

Für Menschen mit dementiellen Erkrankungen ist die Störung von geliebten Gewohnheiten und Besuchen nochmal deutlich schwerer zu ertragen.

Der digitale Fortschritt in der Corona-Pandemie hat die Altenheime längst erfasst. Die Videotelefonie zu Angehörigen und Freundinnen und Freunden hat sich deutlich ausgeweitet. Mitarbeitende, Verwandte und auch Ehrenamtliche mit IT-Erfahrung haben dabei großartig unterstützt. Die Offenheit für moderne Kommunikationsmittel ist groß, Hauptsache, man hört und sieht sich.“

Zur Frequenz und Strategie beim Einsatz von Schnelltests (PoC-Antigentest) erklärt Dr. Frank Johannes Hensel, Vorsitzender der LAG Freie Wohlfahrtspflege NRW:

„Tatsächlich werden Mitarbeitende verbreitet zweimal pro Woche und Bewohnerinnen und Bewohner regulär einmal pro Woche getestet, daneben natürlich jederzeit zur Abklärung von Infektionsereignissen bzw. Verdachtsmomenten. Besuchende kommen nur mit einem Test, der nicht älter als 72 Stunden alt ist, herein, in manchen Regionen und Häusern wird der Besuch noch häufiger bis hin zu taggleich getestet.
Tägliche Schnelltestungsmöglichkeiten bieten die größte Sicherheit sowohl für Personal als auch für die Besuche, sind aber personell nicht ohne weiteres zu stemmen. Daher helfen inzwischen die Bundeswehr und andere Freiwillige beim engmaschigen Schnelltesten. Auch hoffen wir auf die baldige Verfügbarkeit noch einfacher zu handhabender Mundspülungs- bzw. Speicheltests.“

In Trägerschaft der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege NRW werden etwa 1300 stationäre Altenpflegeheime (von insgesamt 2300 in NRW) betrieben.

In der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege NRW haben sich 16 Spitzenverbände in sechs Verbandsgruppen zusammengeschlossen. Mit ihren Einrichtungen und Diensten bieten sie eine flächendeckende Infrastruktur der Unterstützung für alle, vor allem aber für benachteiligte und hilfebedürftige Menschen an.